Das Europäische Parlament verschärft das Finning Verbot
Umweltschützer haben Grund zur Freude, denn mit der heutigen Abstimmung des Europäischen Parlaments werden die Schlupflöcher gestopft, die es bisher in der Europäischen Union beim Finning-Verbot gab („Finning“ bedeutet, dass gefangenen Haien die Flossen abgeschnitten werden und der Körper des Hais wieder ins Meer geworfen wird). Diese Abstimmung bringt sechs Jahre Kampagnen und Debatten zu einem erfolgreichen Abschluss.
Die Mitglieder des Europäischen Parlaments stimmten mit überwältigender Mehrheit für den Vorschlag der Europäischen Kommission, das Finning-Verbot auf bestmögliche Weise durchzusetzen: es ist nunmehr verboten, Haien auf See die Flossen abzuschneiden. Die Massnahme stand unter erheblichen Widerstand aus Spanien und Portugal, die in Europa beim Fang von Hochseehaien führend sind.
„Die überwältigende Unterstützung des Europäischen Parlaments für eine Verschärfung des Finning-Verbots in der EU stellt einen bedeutsamen Sieg dar für den Schutz der Haie in der EU und darüber hinaus“, sagte Ali Hood, Director of Conservation der Organisation Shark Trust. „Aufgrund des Einflusses der EU auf Gremien der internationalen Fischerei lässt dieser Beschluss hoffen, dass die verschwenderische Finning-Praxis nun auch global besser bekämpft werden kann.“
Das Finning-Verbot erfolgte in der EU bereits im Jahre 2003, aber die damit verbundenen Regelungen beinhalteten Schlupflöcher, die es erlaubten, den gefangenen Haien an Bord die Flossen abzuschneiden und diese getrennt vom Haikörper an Land zu bringen, was die Durchsetzung des Verbots verhinderte.
„Einen Grossteil unseres Erfolgs schulden wir den Tausenden von Tauchern überall in Europa und darüber hinaus, die ihre Stimme zum Schutz der Haie erhoben haben“, sagte Suzanne Pleydell, Direktorin der Project AWARE Stiftung in Europa. „Indem sie auch die ökonomischen Vorteile eines nachhaltigen Schutzes der Haie deutlich gemacht haben, gelang es den Tauchern, dass sich neue Mitglieder der Europäischen Union in die Debatte für eine härtere Finning-Politik einbrachten, die die Werte der gesamten Europäischen Union widerspiegelt und nicht nur die der mächtigen Haifischerei.“
Der Abschlussbericht des Europäischen Parlaments geht nun an den EU Ministerrat und die Europäische Kommission, als Teil des Prozesses, um die neue Bestimmung zum Abschluss zu bringen. Umweltschutzgruppen betonen in diesem Zusammenhang, dass Finning-Verbote alleine für die Rettung der Haie nicht ausreichend sind.
„Starke Finning-Verbote sind von enormer Bedeutung für ein effektives Fischereimanagement des Haifangs, und sie sind besonders wichtig in Gebieten mit ausgeprägtem Haifang, wie in der EU, aber unsere Arbeit ist noch lange nicht erledigt“, sagte Sonja Fordham, Präsidentin von Shark Advocates International. „Wir drängen darauf, dass die Änderung schnellstmöglich in Kraft tritt und werden uns weiterhin für ergänzende Schutzmassnahmen einsetzen, einschliesslich wissenschaftlich begründeter Grenzen für den Haifang und den Handel mit Haiprodukten.“
Umweltschutzgruppierungen richten ihren Blick bereits auf das nächste Hauptschlachtfeld zum Schutz der Haie: CITES – das Abkommen über den weltweiten Handel mit gefährdeten Arten (Convention on International Trade in Endangered Species). Die an CITES beteiligten Parteien treffen sich im kommenden März um über Vorschläge zu befinden, welche kommerziell wertvollen, bedrohten Haiarten, einschliesslich Heringshai, Hammerhai und Weissspitzenhai, auf die Schutzliste gesetzt werden sollen. Befürworter sind unter anderem die EU und die USA.